Ein zentraler Aspekt erfolgreicher Unternehmen
In der modernen Arbeitswelt sprechen viele über Leadership – wenige hingegen über Followership. Dabei spielt diese Fähigkeit eine ebenso wichtige Rolle wie die der Führungskompetenz.
Jeder, der führt, trägt auch die Fähigkeit in sich, zu folgen. In den meisten Fällen mussten Führungskräfte lange Zeit anderen folgen, bevor ihnen selbst die Rolle der Führung zugeteilt wurde. Doch auch nachdem sie diese Position erreicht haben, bleiben sie oft selbst in gewisser Weise Geführte. Das kann daran liegen, dass es übergeordnete Instanzen gibt, wie etwa den Aufsichtsrat für einen CEO. Oder weil selbst die Mächtigsten bereit sind, den Ratschlägen oder Vorschlägen anderer zu folgen – freiwillig und aus innerer Überzeugung. Aristoteles brachte es treffend auf den Punkt:
„Wer nicht gut folgen kann, kann nicht gut führen.“
In einem rein mechanistischen Weltbild, das von Befehl und Gehorsam geprägt ist, gibt der eine Anweisungen und der andere führt sie aus. Followership wäre in diesem Kontext nur ein Reiz-Reaktions-Mechanismus. Doch die Realität erfolgreicher Zusammenarbeit ist weitaus komplexer: Followership bedeutet nicht einfach nur Gehorsam.
Das meistzitierte Modell zu Followership stammt von Robert Kelley von der Carnegie Mellon University. Er definiert effektives Folgen durch eine Kombination aus Engagement und kritischem Denken. Wer vorbildlich folgt und zum Nutzen aller beiträgt, verbindet hohe Einsatzbereitschaft mit kritischer Reflexion. Hingegen bringt wenig Nutzen, wenn jemand ohne Eigeninitiative und ohne eigenes Nachdenken Anweisungen einfach nur befolgt. Dieses Modell spiegelt auch unsere tägliche Realität wider: Wertvolles Followership entsteht durch aktives Mitdenken und nicht durch blindes Befolgen!
Gängige Schlagworte in vielen Unternehmen sind Attribute wie „Ownership“ und „Entrepreneurial Thinking“. Doch dies zielt auf etwas ab, was Followern in der Regel fehlt: wirklicher Unternehmensbesitz. Followership findet wenig Beachtung: Der Begriff suggeriert eher etwas Selbstverleugnendes, in einem Experiment der Seattle University fühlten sich Menschen, die nach dem Zufallsprinzip in Follower eingeteilt wurden, unglücklicher und weniger bereit morgens zu arbeiten als die, die Leader genannt wurden.
Viele neuen Ansätze und Konzepte, die darauf abzielen, Zusammenarbeit in einer Welt zu organisieren, die sich zunehmend von starren Hierarchien, lebenslangen Führungsposten und Statusdenken entfernt, nehmen den Ansatz des Followerships auf. In diesen Modellen, beispielsweise „shared / distributed leadership“, ruhen Followership und Leadership gemeinsam auf vier Handlungsräumen, die sorgfältig beachtet und gestärkt werden müssen:
Eine Kultur des Vertrauens ist essentiell.
Klare Ziele und jede:r erkennt, welcher Beitrag zur Zielerreichung nötig ist.
Es existiert ein Kompetenzrahmen, in dem jede:r seine Stärken gezielt einsetzen und sich weiterentwickeln und wachsen kann.
Es existiert ein Entscheidungsrahmen, in dem Menschen verantwortungsvoll Entscheidungen treffen, die entschlossenes Handeln zur Folge haben.
Dieser Ansatz hebt nicht den Unterschied zwischen Führen und Folgen auf, löst sich jedoch deutlich von den Vorstellungen von Dominanz und Unterwerfung, die das Thema lange Zeit geprägt haben – und in vielen Fällen auch heute noch prägen.
Wenn Sie tiefer in das Thema „shared leadership“ eintauchen möchten, empfehle ich Ihnen die Podcast-Folge #88 mit Randolf Jessl und Dr. Thomas Wilhelm.
Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Aktuelles rund um die Themen zukunftsfähige Führung, Transformation und Zusammenarbeit.
Informationen zu den Inhalten, der Protokollierung Ihrer Anmeldung, dem Versand über den US-Anbieter MailChimp, der statistischen Auswertung sowie Ihren Abbestellmöglichkeiten, erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
© 2024