Gibt es Unterschiede?
Führungsstärke ist ein zentraler Faktor für den Erfolg von Organisationen, und die Frage, ob Frauen und Männer unterschiedlich führen, wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Neue Erkenntnisse aus der Forschung werfen ein spannendes Licht auf dieses Thema und widerlegen gängige Vorurteile. Schauen wir uns die aktuelle Faktenlage an und leiten daraus wichtige Schlussfolgerungen ab.
Zwei häufige Klischees sind:
Auf den ersten Blick scheinen Umfrageergebnisse diese Annahmen zu stützen. Doch ein genauerer Blick in die Forschung zeigt, dass diese Unterschiede in der realen Welt nicht bestehen. Studien belegen, dass das beobachtete Führungsverhalten von Frauen und Männern ähnlich ist. Der Ursprung solcher Annahmen liegt häufig in verzerrten Wahrnehmungen: Wenn Frauen beispielsweise dominant auftreten, wird dies eher wahrgenommen und negativ bewertet als bei Männern. Das hat weniger mit dem Verhalten selbst als mit illusionären Korrelationen zu tun: Negative Verhaltensweisen von Minderheiten werden besser erinnert und die Auftretenshäufigkeit dieses Verhaltens wird überschätzt. In deutschen Vorständen liegt der Anteil an weiblichen Führungskräften gerade einmal bei etwa 19 %.
Eine aktuelle Studie untersuchte die Frage, ob Frauen in Krisen bessere Strategien entwickeln als Männer. Diese Untersuchung, durchgeführt von einem internationalen Forschungsteam, fand keinen systematischen Unterschied in der strategischen Performance zwischen den Geschlechtern.
Die fortdauernde Verbreitung solcher Vorurteile hat gravierende Konsequenzen, da Vorurteile zu diskriminierenden Handlungen führen können. Zum einen beeinflussen sie die Art und Weise, wie Führungspotenzial beurteilt wird. Frauen werden entweder überhöht oder unterschätzt, was zu ungerechten Entscheidungen in Einstellungs- und Beförderungsprozessen führen kann. Zum anderen lenken sie den Fokus von systemischen Problemen ab: Wenn Frauen und Männer ähnlich führen, aber Frauen dennoch unterrepräsentiert sind, liegt das Problem nicht bei individuellen Fähigkeiten, sondern in den Strukturen und Kulturen von Organisationen.
Frauen und Männer führen ähnlich gut. Der Schlüssel zu erfolgreicher Führung liegt in individuellen Kompetenzen und Kontextfaktoren, nicht im Geschlecht.
Um die Qualität der Führung insgesamt zu verbessern, müssen wir den Zugang zu Führungspositionen für Frauen systematisch erleichtern. Dies bedeutet, Barrieren abzubauen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine faire Teilhabe ermöglichen.
Fundierte Erkenntnisse entstehen durch die Kombination aus den Ergebnissen von Studien mit realweltlichen Beobachtungen. Solche Ansätze liefern ein deutlich zuverlässigeres Bild als reine Befragungen oder Beratungsstudien, die oft von Verkaufsinteressen geleitet sind.
Veröffentlichungen sollten immer hinterfragt werden. Sind die Ergebnisse neutral? Stereotype werden automatisch aktiviert, persönliche Überzeugungen können uns aber motivieren, mögliches Verhalten zu kontrollieren.
Die Wissenschaft zeigt deutlich, dass Führungsqualität keine Geschlechterfrage ist. Wenn wir als Gesellschaft die besten Führungskräfte wollen, müssen wir uns von Klischees verabschieden und stattdessen Strukturen schaffen, die allen Talenten gleiche Chancen bieten. Frauen und Männer können gleich gut führen – und das sollte die Grundlage für unsere Entscheidungen sein.
Als Quelle und Inspiration dieses Beitrages dient u.a. ein lesenswerter LinkedIn-Post von Prof. Dr. Ralf Lanwehr.
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