Kleines Wort, große Wirkung: „Ja, aber“

In Konflikt- und Führungssituationen

Sprache beeinflusst unsere Kommunikation in erheblichem Maße – und oft unterschätzen wir, welche Wirkung einzelne Worte haben. Ein besonders markantes Beispiel ist die Formulierung „Ja, aber“. Gerade in Konflikt- und Führungssituationen kann diese kleine Wendung große Auswirkungen haben. 

Die Übung: Wirkung von „Ja, aber“ erleben

In meinen Seminaren und Workshops zum Konfliktmanagement sowie zur Führungskommunikation setze ich oft eine einfache Übung ein, um die Wirkung von „Ja, aber“ zu verdeutlichen. Die Teilnehmenden führen ein kurzes Gespräch zu einem beliebigen Thema. Dabei beginnt eine Person mit einer Aussage, auf die die andere stets mit „Ja, aber“ reagiert. Beispielsweise: 

Person A: „Wir machen heute um 12:30 Uhr Mittagspause.“ 
Person B: „Ja, aber das ist mir zu früh, wir haben doch erst um 10 Uhr angefangen.“ 
Person A: „Ja, aber wenn wir es später machen, wird es zu knapp bis zur Nachmittagssitzung.“ 
Person B: „Ja, aber dann haben wir am Vormittag nicht genug Zeit für die geplanten Übungen.“ 

Die Gespräche verlaufen schnell festgefahren, da das „Ja, aber“ die Aussagen der jeweils anderen Person faktisch negiert. Anschließend wiederholen die Teilnehmenden die Übung, ersetzen das „Ja, aber“ jedoch durch „und“ oder „zugleich“: 

Person A: „Wir machen heute um 12:30 Uhr Mittagspause.“ 
Person B: „Und das bedeutet, dass wir am Vormittag nur ein kurzes Zeitfenster haben.“ 
Person A: „Und zugleich sollten wir sicherstellen, dass alle geplanten Übungen in den Vormittag passen.“ 

Plötzlich entsteht eine konstruktivere, offenere Kommunikation, in der beide Sichtweisen gleichwertig berücksichtigt werden.

Warum ist „Ja, aber“ problematisch?

„Ja, aber“ klingt auf den ersten Blick diplomatisch, entpuppt sich jedoch als Widerspruch in zwei Wörtern. Das „Ja“ signalisiert Zustimmung, während das darauffolgende „aber“ diese Zustimmung sofort relativiert oder sogar aufhebt. Das kann dazu führen, dass sich das Gegenüber unverstanden oder abgelehnt fühlt. 

Gerade in Konfliktgesprächen kann „Ja, aber“ zusätzliche Spannungen erzeugen, da es eine Doppeldeutigkeit birgt. Führt eine Person Gespräche häufig mit dieser Formulierung, entsteht oft ein unterschwelliger Widerstand bei den Gesprächspartner*innen. 

Alternative Formulierungen in der Kommunikation

Besonders in der Führung ist sprachliche Klarheit essenziell. Führungskräfte, die „Ja, aber“ vermeiden, ermöglichen eine offenere Kommunikation. Stattdessen bieten sich folgende Alternativen an: 

„Ja, und …“

Beispiel: „Ja, ich verstehe deinen Wunsch nach kurzfristigem Urlaub, und wir müssen sicherstellen, dass eine kompetente Vertretung vorhanden ist.“

„Ja, zugleich …“

Beispiel: „Ja, das klingt nach einer guten Lösung, zugleich sollten wir die Auswirkungen auf das restliche Team bedenken.“ 

Diese Alternativen lassen beide Aussagen bestehen, während sie gleichzeitig eine konstruktive Weiterentwicklung des Gesprächs ermöglichen. 

Fazit: Sprache bewusst einsetzen

Die Sensibilisierung für sprachliche Feinheiten kann einen erheblichen Einfluss auf Kommunikationsprozesse haben. Wer bewusst auf „Ja, aber“ verzichtet und stattdessen Alternativen nutzt, verbessert nicht nur die Konfliktlösungsfähigkeit, sondern auch die Zusammenarbeit und Führungswirksamkeit. 

Vielleicht achten Sie im nächsten Gespräch einmal bewusst darauf, wie oft Sie „Ja, aber“ verwenden – und experimentieren mit einem „und“ oder „zugleich“. Sie werden überrascht sein, welche positive Wirkung diese kleine Veränderung haben kann.

Zu diesem Thema habe ich kürzlich die Podcastfolge #118 veröffentlicht.

Gerne reinhören und dann kommentieren – ich freue mich auf den Austausch.

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