Verantwortung gemeinsam wahrnehmen

Ein Praxisbeispiel mit Christian Graf von Schüco International KG

Unsere Arbeitswelt ist von zunehmender Unsicherheit und Komplexität geprägt. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Agilität zu bewahren, Vertrauen zu schaffen und Verantwortung gezielt zu verteilen. Ein beeindruckendes Beispiel dafür liefert Christian Graf, Group CIO bei der Schüco International KG, der für zwei Monate eine Auszeit nimmt, um mit seinem Sohn 4200 Kilometer durch Südamerika zu radeln. Seine Reise steht sinnbildlich für eine Unternehmenskultur, die Eigenverantwortung und Selbstorganisation fördert.

Verantwortung auf viele Schultern verteilen

Christian Graf hat früh erkannt, dass die Qualität von Entscheidungen entscheidend von ihrer Verortung abhängt. Er beschreibt eine Schlüsselsituation, in der ihm nahegelegt wurde, eine Entscheidung zu treffen, er sich jedoch bewusst zurückgenommen hat. Warum? Weil seine Kollegen und Kolleginnen in ihrem Fachbereich kompetent sind und es langfristig effizienter ist, wenn Entscheidungen dort getroffen werden, wo das Wissen sitzt. Dies markiert einen Paradigmenwechsel: Weg von der Top-Down-Entscheidungskultur hin zu einem agilen, selbstorganisierten Ansatz.

Der Nordstern als Orientierungshilfe

Um eine nachhaltige Transformation in der Entscheidungsfindung zu etablieren, hat Schüco einen klaren Nordstern entwickelt: die „B Vision“ als Business Enabler. Dieser Ansatz fußt auf vier Ebenen:

Ein partizipativer Prozess statt leerer Worte

Die Umsetzung dieser Vision ist ein langfristiger Prozess, der von intensiver Diskussion und gemeinsamer Reflexion geprägt ist. Es geht nicht darum, in kurzen Workshops schön klingende Statements zu formulieren, sondern darum, einen gelebten Rahmen zu schaffen. Ein zentraler Erfolgsfaktor: Die Mitarbeitenden werden auf allen Ebenen eingebunden. Ein solcher Ansatz sorgt für nachhaltige Verankerung und verhindert, dass Transformation nur als Management-Initiative verstanden wird.

Kontinuierliche Reflexion und Weiterentwicklung

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die kontinuierliche Überprüfung der Veränderung. Etwa vierteljährliche Sessions und ein permanenter Soll-Ist-Abgleich sorgen dafür, dass die Organisation sich weiterentwickelt, ohne in alte Muster zurückzufallen. Das Besondere: Der Prozess ist mittlerweile selbstorganisiert. Neue Mitarbeitende werden automatisch in die gelebte Kultur integriert, wodurch sichergestellt wird, dass die Transformation nicht nur ein Projekt, sondern gelebter Alltag bleibt.

Fazit: Verantwortung heißt auch, Nein sagen zu können

Eine der größten Herausforderungen für Führungskräfte besteht darin, bewusst Verantwortung abzugeben. Dies bedeutet oft, Nein zu Entscheidungen zu sagen, die besser von den Fachexperten getroffen werden sollten.

Als Christian Graf von seiner Radtour zurückkam, war sein Best-Case-Szenario klar: Er wollte ins Büro kommen, sich an seinen Platz setzen – und nicht auffallen. Das wäre der Beweis, dass das System auch ohne ihn funktioniert. Ein starkes Zeichen für Vertrauen, Verantwortung und eine zukunftsfähige Unternehmenskultur.

Das ganze Gespräch mit Christian Graf gibt es auch in der Podcast-Folge #116 zum Hören.

Gerne reinhören und dann kommentieren – ich freue mich auf den Austausch.

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